Johannes Neuhäusler wurde am 27. Januar 1888 in Eisenhofen bei Dachau als zehntes Kind von Magdalena und Georg Neuhäusler geboren. Sein Vater war Landwirt und Fuhrunternehmer, z.T. wird er auch als Kaufmann bezeichnet. Nach dem Besuch der Volksschule im ehemaligen fürstbischöflichen Schloss Eisenhofen wurde er 1899 für fünf Jahre ins Erzbischöfliche Knabenseminar im Kloster Scheyern geschickt. Ab 1904 besuchte er das Domgymnasium in Freising, das er 1908 erfolgreich abschloss. Anschließend bestand er die Aufnahmeprüfung für das renommierte Priesterseminar Georgianum in München und studierte an der Universität München Philosophie und Theologie, beschäftigte sich aber auch mit allgemeinwissenschaftlichen, insbesondere sozialen und historischen Fragestellungen. Wie schon in der Schule fiel er auch im Studium mit hervorragenden Noten auf. Am 29. Juni 1913 empfing Neuhäusler durch Kardinal Bettinger im Dom zu Freising die Priesterweihe. Nach drei Jahren in der Seelsorge als Kaplan in Oberaudorf wurde er zum 2. Februar 1917 als zweiter Präses an das Katholische Zentralgesellenhaus in München berufen. Im ebenfalls 1917 abgelegten Pfarrkonkurs war Neuhäusler der Beste unter 67 Kandidaten. In der Folge zeichnete sich bereits ab, was für Neuhäusler zeitlebens charakteristisch sein sollte: Er war an einer Vielzahl von Aktivitäten in der Erzdiözese und weit darüber hinaus, oftmals an verantwortlicher Stelle, beteiligt: Zum 1. November 1918 wurde er Zentralkassier und Sekretär des „Ludwigs-Missions-Vereins“, der 1838 gegründeten ältesten und größten Missionsorganisation in Bayern. Ab 16. Dezember 1923 war Neuhäusler dessen Präsident. Er förderte die Missionsarbeit, war entsprechend im Jahr 1928 auch bei der Gründung des Missionsärztlichen Instituts Würzburg beteiligt und wurde Erster Vorsitzender von dessen Trägerverein. In ähnlicher Weise förderte er das Wallfahrts- und Pilgerwesen als Präsident des 1925 neu gegründeten Landeskomitees für Pilgerfahrten (heute Bayerisches Pilgerbüro). Mit der Anmietung und dem späteren Erwerb (1929) von Schloss Fürstenried in München schuf Neuhäusler das erste diözesane Exerzitienhaus. Ebenso wurde auf seine Initiative hin hier das erste Spätberufenenseminar der Erzdiözese (1927) errichtet, das später nach Waldram bei Wolfratshausen verlegt wurde. Als Anerkennung seiner vielfältigen Aktivitäten wurde er 1926 zum Päpstlichen Ehrenkämmerer ernannt.
1. In der Zeit des Nationalsozialismus Kurz vor der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Neuhäusler zum 10. November 1932 in das Metropolitankapitel München berufen. In der Folge übernahm er in der Ordinariatsverwaltung, die zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich von den Mitgliedern des Metropolitankapitels versehen wurde, die Referate für katholische Vereine, die Katholische Aktion, für Presse und Rundfunk sowie (aufgrund seiner Vorgeschichte) für Exerzitien und Mission. Neuhäusler war zudem mit der Öffentlichkeitsarbeit betraut. Nach der „Machtergreifung“ berief ihn Kardinal Faulhaber zusätzlich zum kirchenpolitischen Referenten des Erzbistums. In dieser Rolle sollte er kirchenfeindliche Agitationen beobachten, um ein sorgfältiges Dossier über die Übergriffe des NS-Regimes auf die katholische Kirche zu erstellen, damit gegen diese diplomatisch interveniert werden kann. Diese kirchenpolitischen Missionen erfolgten dabei in engem Kontakt mit Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII. So wurde unter Neuhäuslers Mitarbeit am 13. Januar 1937 in einer Denkschrift der katholischen Bischöfe bei der Reichsregierung Beschwerde gegen die fortdauernde Verletzung des Reichskonkordats erhoben, u.a. wegen Hetze gegen den Heiligen Stuhl, Behinderung von Glaubensverkündigung und Kultus, Beschlagnahme von Hirtenbriefen, Beschimpfung des Klerus, Unterdrückung der Orden und Verletzung kirchlichen Eigentums. Um die Konfrontation zum NS-Regime nicht eskalieren zu lassen, war Neuhäusler zugleich bemüht, innerkirchliche Kritiker zur Zurückhaltung zu ermahnen. Eine Denkschrift des Diözesanpriesters Dr. Emil Muhler etwa ließ er verschwinden. Im August 1940 erreichte er durch Verhandlungen mit der Gestapo, dass der Jesuitenpater Rupert Mayer nach sieben Monaten Einzelhaft im KZ Sachsenhausen in das Benediktinerkloster Ettal zur „Konfinierung“ verlegt wurde. Papst Pius XI. wurde von Neuhäusler regelmäßig über die kirchliche Situation in Deutschland informiert. Neuhäusler konnte dabei v.a. auf den Rechtsanwalt Josef Müller, des späteren ersten Vorsitzenden der CSU, als Übermittler der Berichte nach Rom zählen. Seine Rolle als kirchenpolitischer Referent brachte Neuhäusler aber auch schnell persönlich mit den Nationalsozialisten in Konfrontation. Anlässlich einer Werbeveranstaltung für die Münchner katholische Kirchenzeitung kam er bereits Mitte Dezember 1933 zum ersten Mal für kurze Zeit in Haft. Sein ständiger Kontakt zum Hl. Stuhl und anderen ausländischen kirchlichen Stellen wurde ihm seitens des NS-Regimes als Spionage und Volksverrat ausgelegt, weshalb er am 4. Februar 1941 erneut verhaftet wurde; zehn Tage später erfolgte der Transport nach Berlin in das Gefängnis am Alexanderplatz. Nach drei Monaten in Einzelhaft kam Neuhäusler am 24. Mai 1941 in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Zusammen mit dem ebenfalls inhaftierten Diözesanpriester Dr. Michael Höck (zugleich Chefredakteur der Münchner Katholischen Kirchenzeitung) und dem evangelischen Pastor Martin Niemöller wurde er aber bereits am 11. Juli 1941 in das Konzentrationslager Dachau verlegt. Kurz vor Ende des Krieges, am 24. April 1945, wurde Neuhäusler zusammen mit 138 weiteren Dachau-Häftlingen (unter ihnen der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, Angehörige der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 aus den Familien Stauffenberg und Goerdeler, Generaloberst Halder) von der SS nach Südtirol transportiert. Am 30. April erfolgte die Befreiung der Sippen- und Sonderhäftlinge in Niederdorf im Pustertal durch Wehrmachtssoldaten unter der Führung von Hauptmann Wichard von Alvensleben, am 4. Mai wurden die befreiten Geiseln von amerikanischen Truppen übernommen. Am 22. Mai 1945 konnte Neuhäusler, der von den Amerikanern nach Rom gebracht worden war, über Radio Vatikan die frohe Botschaft der Befreiung vieler prominenter Gefangener übermitteln und tags darauf Papst Pius XII. persönlich Bericht erstatten. Am 16. Juni 1945 kehrte Neuhäusler nach München zurück.
2. In der Nachkriegszeit (Entnazifizierung und Gedenken) Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach München begann Neuhäusler mit der Niederschrift seines Hauptwerkes „Kreuz und Hakenkreuz“, das mit einem Geleitwort von Kardinal Faulhaber im März 1946 veröffentlicht wurde. Es dokumentiert den Widerstand der katholischen Kirche gegen den Nationalsozialismus und wendet sich auch gegen Kirchenkritiker. Obwohl er selbst vom NS-Regime verfolgt wurde und lange Zeit in KZ-Haft gewesen war, setzte sich Neuhäusler nach dem Krieg viele Jahre lang für deutsche Kriegsverbrecher ein, was zu einer bis heute sehr ambivalenten Beurteilung seiner Person führte. Unter seinem Vorsitz wurde 1951 das „Komitee für kirchliche Gefangenenhilfe“ gegründet, aus dem die „Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte“ hervorging, in der zahlreiche ehemals hochrangige NS-Funktionäre aktiv waren. Aus dieser Zeit stammen auch die Kontakte Neuhäuslers zum Gefängnispfarrer Karl Morgenschweis, der in Landsberg Kriegsgefangene nicht nur betreute, sondern sich auch für deren Begnadigung einsetzte und deshalb ebenfalls sehr ambivalent beurteilt wird. Parallel hielt Neuhäusler Verbindungen zu den Organisationen, die sich aus den ehemaligen Inhaftierten im KZ Dachau gebildet hatten, und warb nach Ende des Krieges unermüdlich in der Öffentlichkeit für den Bau eines geistlichen Ortes der Erinnerung auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Am 5. August 1960 konnte schließlich anlässlich des Eucharistischen Weltkongresses in München die „Todesangst-Christi-Kapelle“ geweiht werden. Im Jahre 1964 wurde sodann mit seiner Unterstützung an der Nordseite des ehemaligen Konzentrationslagers der Karmel Heilig Blut, ein Konvent der Unbeschuhten Karmelitinnen gegründet, um an einem Ort der Gewalt und des Grauens eine Stätte der Sühne und der Versöhnung zu errichten.
3. Kirchliche Rolle Neuhäusler nach 1945 Zu Beginn des Jahres 1947 bat Kardinal Faulhaber Pius XII. um die Ernennung von Domkapitular Neuhäusler zum Weihbischof. Er trat damit letztlich die Nachfolge von Weihbischof Anton Scharnagl an, der nach Kriegsende von ehemaligen Gestapoleuten schwer belastet worden war. Auch wenn er letztlich mangels Beweises freigesprochen worden war, verzichtete er auf sein Amt als Weihbischof. So wurde Neuhäusler am 8. Februar 1947 von Papst Pius XII. zum Titularbischof von Calydon und zum Weihbischof für das Erzbistum München und Freising ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm Kardinal Faulhaber am 20. April des Jahres. Mitkonsekratoren waren der Bischof von Fargo, Aloysius Muench, und der Apostolische Vikar von Schweden, Johann Evangelist Müller, der früher Domkapitular in München war. Im Jahr 1953 initiierte Neuhäusler in Erfüllung eines während der Haftzeit gefassten Gelübdes die Restaurierung der romanischen Basilika auf dem Petersberg in der Gemeinde Erdweg bei Dachau, in der Nähe seines Heimatdorfes Eisenhofen. Hier entstand als Einrichtung der Kirchlichen Erwachsenenbildung auf Initiative Neuhäuslers zusammen mit dem Landjugendseelsorger Emmeran Scharl die Katholische Landvolkshochschule Petersberg. Sie nahm 1951 den Betrieb im Kloster Indersdorf auf und zog 1953 auf dem Petersberg um. Im Juni 1955 schließlich wurde er Dompropst des Münchener Metropolitankapitels und bekleidete fortan das Amt des höchsten Würdenträgers im Kapitel. Von 1957 bis 1960 war er neben Erzbischof Joseph Kardinal Wendel einer der Hauptverantwortlichen für den 37. Eucharistischen Weltkongresses in München, der ersten internationalen Großveranstaltung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg mit etwa einer Million Teilnehmer. Neuhäusler zeichnete dabei als Generalsekretär des Organisationskomitees verantwortlich. Nicht zuletzt für dieses Engagement wurde er von Papst Johannes XXIII. 1961 zum päpstlichen Thronassistenten ernannt. Nach dem überraschenden Tod Kardinal Wendels in der Silvesternacht 1960 war Neuhäusler ab Januar 1961 bis zur Inthronisation des neuen Erzbischofs, Julius Kardinal Döpfner, Kapitularvikar und amtierte anschließend vorübergehend bis April 1962 als Generalvikar. Im Zuge der Neuorganisation des Erzbistums unter Döpfner, der das Bistum in drei Seelsorgsregionen mit je einem Bischofsvikar an der Spitze unterteilte, war er von 1968 bis 1971 Regionalbischof der Region Nord des Erzbistums München und Freising und zugleich Bischofsvikar für die Orden. Altersbedingt resignierte er 1972. Kurz vor Vollendung des 86. Lebensjahres erkrankte Neuhäusler schwer und verstarb am 14. Dezember 1973. In der Kirche des Karmels Heilig Blut in Dachau fand er seine letzte Ruhestätte.
4. Überlieferung von und zu Neuhäusler Die Person und die Aufgaben Neuhäuslers ermöglichen auch einen Blick auf die Struktur und die Arbeitsweise des Ordinariats in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die bei ihm sehr ausgeprägte Ämter- und Aufgabenhäufung war durchaus zeittypisch, da nur eine verhältnismäßig kleine Gruppe Geistlicher rund um das Domkapitel die Verwaltung der Diözese trug und die zunehmenden Aufgaben, die sich aus der Modernisierung der Gesellschaft und der Zunahme der Bevölkerung ergaben, zu bewältigen versuchte. Erst in der Nachkriegszeit, als dieses System endgültig an seine Grenzen kam, setzte eine verstärkte Bürokratisierung und der Aufbau eines entsprechenden Verwaltungsapparates im Ordinariat ein (vgl. Vorwort Generalvikariat). Von Neuhäusler weiß man, dass er von vielen Schriftstücken, die er in seinen unterschiedlichen Rollen und Aufgaben verfasst hatte, sich Abschriften zum persönlichen Gebrauch hat fertigen lassen. Auch hat er dienstliche Angelegenheiten im persönlichen Geschäftsverkehr erledigt, so dass bei seinen Unterlagen oftmals keine eindeutige Trennung zwischen den einzelnen Aufgaben sowie Privat- und Amtsperson erkennbar wird, zumal auch die Ablage, wie an seinem Nachlass zu sehen war, nicht eindeutig geregelt war. Lange Zeit war diese Arbeitsweise auch nicht weiter hinderlich, da sich die gesamte Bistumsverwaltung gemeinsam mit weiteren Einrichtungen im Wesentlichen in einem Gebäude befand, dem ehemaligen Karmeliterkloster an der Pfandhausstraße (heute Pacellistraße). Alle Aufgaben wurden somit innerhalb eines Gebäudes erledigt, sowohl Generalvikariat als auch Finanzkammer (seit 1928), Offizialat oder der Ludwig-Missionsverein hatten hier ihren Sitz und auch jeweils eine eigene Registratur. Hinzu kamen noch die laufenden Akten in den Büros der Domkapitulare sowie deren Handakten. Mit dem Bombentreffer im April 1944 kam es neben massiven Verlusten in der Überlieferung (v.a. im Bereich Generalvikariat) in der Folge zu einer Zersplitterung der Bürosituation bei gleichbleibender oder in der Nachkriegszeit noch zunehmender Aufgabenfülle. So mussten die Domkapitulare und ihre Verwaltungskräfte z.T. auf Privatwohnungen oder nach Freising ausweichen. In der Nachkriegszeit stand das Montgelas-Palais (am Promenadeplatz) als Ersatzverwaltungsgebäude vorübergehend zur Verfügung. Erst 1960 konnten mit dem neuen Verwaltungsbau für das Ordinariat an der Maxburgstraße wieder alle Stellen in einem Gebäude zusammengeführt werden – durch den massiven Verwaltungsausbau der 1960/70er Jahre war dieser Zustand allerdings nicht von langer Dauer. Nur durch diese Umstände und Arbeitsweise sowie die Fülle von Neuhäuslers Aktivitäten ist zu erklären, wie es v.a. in der Nachkriegszeit immer wieder zur Vermischung von Unterlagen aus verschiedenen Aufgaben kommen konnte: - Unter Beteiligung Neuhäuslers wurde 1945 eine Ausstellung zu den Kriegszerstörungen an Münchner Kirchen geplant, alle Pfarreien wurden um Einsendung von entsprechendem Bildmaterial gebeten. Die Ausstellung wurde nach heutigem Kenntnisstand nicht realisiert, die eingesandten Bilder aber blieben erhalten, allerdings nicht wie zu erwarten in der Überlieferung des Generalvikars, der die Bilder eingefordert hatte. Mehr durch Zufall wurden sie bei missio, dem vormaligen Ludwig-Missions-Verein aufgefunden, wo Neuhäusler als Präsident aktiv war. 2011 wurden die Fotos an das Diözesanarchiv übergeben. - Das Bayerische Pilgerbüro übergab 2012 seinen Bildbestand an das Diözesanarchiv zur Archivierung. Bei der Bearbeitung zeigte sich schnell, dass der Bestand nicht nur Fotos von Pilgerreisen und -zielen enthält, sondern auch zahlreiche Motive zur Missionsarbeit; wahrscheinlich kam es also hier zu einer Vermischung zwischen Fotobeständen von Pilgerbüro und missio – in beiden war Neuhäusler bekanntermaßen an maßgeblicher Stelle aktiv. - In seinem persönlichen Nachlass konnten bei der Erschließung zahlreiche Amtsakten identifiziert werden (oder zumindest die Abschriften dienstlicher Korrespondenz, die er sich fertigen ließ). Diese über 300 Verzeichnungseinheiten aus der Zeit vor 1947 wurden dem Bestand Generalvikariat zugeordnet und füllen dort – zumindest teilweise – die Lücke, die durch Kriegsschäden für die Zeit 1900-1944 entstanden ist.
Auch die Überlieferung zu Neuhäusler ist aufgrund seiner zahlreichen Rollen auf die verschiedensten Bestände aufgesplittet: - Als Mitglied des Domkapitels, also als Domkapitular und zuletzt Dompropst, finden sich Unterlagen von und zu ihm im Bestand Metropolitankapitel, etwa sein Personalakt. - Seine Rolle als Kapitularvikar und Generalvikar spiegelt sich im Bestand des Generalvikars wider. Sein maßgeblicher Einfluss auf den Eucharistischen Weltkongress 1960 zeigt sich im Bestand des Generalsekretariats, des Organisationskomitees des EWK, in dem Neuhäusler den Vorsitz innehatte. - Der Bestand des Exerzitienhauses Fürstenried ist zwar nur in Teilen erhalten geblieben, reicht aber bis in die Anfangszeit zurück, in der Neuhäusler bei der Errichtung eine der treibenden Kräfte war. - Der Bestand des Ludwig-Missions-Vereins greift weit ins 19. Jahrhundert zurück, umfasst dadurch auch die Zeit, in der Neuhäusler für den Verein aktiv war. - In ähnlicher Weise wäre sein Einfluss auch in den Unterlagen des Bayerischen Pilgerbüros spürbar, allerdings ist der Verbleib der historischen Dokumente ungeklärt; hier muss von einem Totalverlust (mit Ausnahme des Fotobestands) der amtlichen Überlieferung ausgegangen werden. Zu Pilgerbüro und Pilgerreisen finden sich aber Unterlagen im Nachlass von Neuhäusler. - Auch die Überlieferung neuerrichteten Seelsorgsregion Nord ist ungeklärt, die reguläre Überlieferung des Regionalbischofs setzt erst wesentlich später ein. - Zugleich tritt er in vielen weiteren Beständen (z.B. der erzbischöflichen Überlieferung) als Referent des Ordinariats in Erscheinung, sofern er mit der jeweiligen Stelle im Austausch war. |
1. Bestandsgeschichte Johannes Neuhäusler hat in seinem Testament den Karmel Heilig Blut in Dachau zu seinem Haupterben bestimmt. Auch traf er gesonderte Bestimmungen über Mobiliar, Paramente und Bücher. Der Nachlassverwalter vermerkte, dass zudem ein Aktenschrank an die Barmherzigen Schwestern ging und die Predigten an die damaligen Weihbischöfe des Erzbistums gegeben wurden. Der Verbleib seiner persönlichen Papiere und Akten war zunächst unklar. Erst ein Schreiben des Regensburger Generalvikars Fritz Morgenschweis vom 17. Januar 1974 brachte Licht in den Verbleib von Neuhäuslers Akten. Neuhäusler hatte nämlich den Nachlass von Karl Morgenschweis, des Oberpfarrers im Gefängnis Landsberg am Lech, übernommen. Letzterer war ein Onkel des Regensburger Generalvikars, der nun wegen der Akten seines Verwandten anfragte. Dem daraus erwachsenen Schriftwechsel ist zu entnehmen, dass Neuhäusler seine Unterlagen in einem Raum des Erzbischöflichen Ordinariats verwahrt hatte. (vgl. hierzu den Personalakt zu Johannes Neuhäusler im Bestand Metropolitankapitel, BC001, 446) Das Erzbistum München und Freising betrachtete sich deshalb als Eigentümer der nun als "amtlicher Nachlass" bezeichneten Akten und Unterlagen. Am 8. Februar 1974 wurde der erzbischöfliche Notar Dr. Hans-Albert Marx damit beauftragt, das persönliche Eigentum des verstorbenen Weihbischofs aus dem amtlichen Nachlass auszusondern und dann von letzterem nach einer Sichtung alles Archivwürdige ins Archiv des Ordinariats abzugeben. Es scheint also der Nachlass 1974 oder kurz danach ins Archiv des Erzbistums München und Freising abgegeben worden zu sein, weiteres Schriftgut zur Übernahme ist allerdings nicht zu finden. Beim Amtsantritt von Dr. Sigmund Benker als Diözesanarchivar 1980 befand sich der Nachlass bereits im Archiv. Der Nachlass bestand aus 145 beschrifteten Ordnern sowie einem Akt ohne Nummer. Daneben waren 84 zum Teil beschriftete und durchnummerierte Archivschachteln vorhanden sowie ein Überformat und ein schwarzes Köfferchen mit einem Kelch, einer Patene und einem Löffelchen. Das in den Schachteln vorhandene Schriftgut war teilweise in Juris-Mappen verpackt und z. T. von Neuhäuslers Hand beschriftet. Integriert in den Nachlass war zudem der Nachlass von Gefängnispfarrer Morgenschweis. Ob und wieviel von Dr. Marx bei Abgabe an das Archiv ausgesondert wurde, ist nicht dokumentiert, allerdings fehlten die Ordner mit den Nummern 82, 84, 109, 110, 130, 138 und 139. Auch ist unklar, was mit dem oben erwähnten Aktenschrank im Wohnhaus Neuhäuslers geschehen ist. Nach dem Tod Neuhäuslers wurde noch ein Akt des Nachlassverwalters übernommen. Der Nachlass war nicht systematisch geordnet, eine übergeordnete Struktur war nicht vorhanden. Die Ordner und Schachteln hatten zwar einzelne sachthematische Betreffe, doch waren diese (insbesondere in den Schachteln) oftmals mehrfach vorhanden. |
1. Allgemeine Informationen Bearbeiter: Archivmitarbeitende (2000-2016), ArchivInForm GmbH (2023) Bearbeitungszeitraum: 2000-2023 Bestandsart: Umfang: 822 VE Zitierweise: Für die Wiederauffindbarkeit des Archivales sind lediglich das Archivkürzel und die vollständige Signatur der Verzeichnungseinheit nötig, z. B.: AEM, [Signatur]. Wird eine sprechende Zitierweise bevorzugt, kann nach dem Archivkürzel der Name des Nachlassgebers eingefügt werden. Im Anschluss daran ist auch hier die vollständige Signatur des Archivales anzugeben, z. B.: AEM, Johannes Neuhäusler, [Signatur].
2. Umfang und Charakteristik Der Nachlass umfasst heute 822 Verzeichnungseinheiten, verpackt in 189 Archivkartons und beinhaltet neben privatem wie dienstlichem Schriftgut auch eine Briefmarkensammlung und zahlreiche Fotos und Fotoalben. Inhaltlich umfasst der Bestand persönliche Notizen, Dokumente und Publikationen von Johannes Neuhäusler, seine Korrespondenz, Unterlagen zu Kongressen und Pilgerreisen sowie umfangreiche Materialsammlungen zur Rolle der Kirche im Dritten Reich, zu Widerstandsbewegungen, Figuren des Nationalsozialismus, Konzentrationslagern sowie zum Umgang mit dem Nationalsozialismus nach 1945 und zu Kriegsverbrecherprozessen.
3. Erschließungsarbeit Im Jahr 2000 wurde der Nachlass erstmals grob verzeichnet und in Archivkartons umgebettet. Hierbei zeigte sich auch ein umfangreicher Bereich mit Unterlagen zum II. Vatikanischen Konzil, an dem Neuhäusler zwar nicht durchgängig, aber doch mehrfach teilgenommen hatte. 2001 wurde dieser Teilbereich als Teilbestand herausgenommen und intensiver erschlossen, um der Forschung eine zusätzliche Quelle neben den Konzilsakten und -tagebüchern von Kardinal Döpfner bereitzustellen. Ab 2005 wurde begonnen, den Nachlass insgesamt zu bearbeiten, da weniger die Konzilsunterlagen, sondern die restlichen Unterlagen aufgrund der ambivalenten Rolle Neuhäuslers in der Nachkriegszeit zu wiederholten Nutzungsanfragen führten. In den folgenden Jahren bis 2016 wurde versucht, den von Neuhäusler in seine Unterlagen eingearbeiteten Nachlass von Karl Morgenschweis zu identifizieren, ihn wieder herauszulösen und hieraus einen eigenen Bestand zu bilden (insgesamt 125 Akten, vgl. Findbuch). Auch wurden erkennbar dienstliche Akten aus der Zeit vor seiner Bischofsweihe 1947 ebenfalls entnommen und der Überlieferung des Generalvikariats (Realia) zugeordnet (insgesamt 358 Akten); 63 weitere Akten wurden zunächst dem Generalvikariat zugeordnet und hier verzeichnet, eine Überprüfung führte jedoch zur Rückordnung in den Nachlass unter Beibehaltung der bereits vergebenen R-Signatur, da sie dort bereits zur Nutzung verfügbar waren. Für die Zeit nach der Bischofsweihe wurde keine Trennung mehr zwischen Person und Amt vorgenommen. Tonbänder und Schallplatten wurden separiert und der Mediensammlung des Archivs zugeführt. Da die Unterlagen von Neuhäusler eine gewisse sachthematische Ordnung aufwiesen, wurde in den inhaltlichen Umfang der einzelnen Akten kaum eingegriffen, um die erhaltene Ordnung Neuhäuslers zu dokumentieren. Dadurch kommt es teilweise aber zu thematischen Überschneidungen zwischen einzelnen Verzeichnungseinheiten. Korrespondenz, handschriftliche Notizen und Dokumentationsmaterial waren i.d.R. gemischt. Einzig die Korrespondenz Neuhäuslers wurde (weitgehend) separiert und alphabetisch nach Korrespondenzpartnern gelegt. Oftmals lag auch Korrespondenz Dritter in den Akten, die Neuhäusler in Kopie oder zur Kenntnis erhalten hatte; diese verblieb in den Akten. Abschließend wurde eine Gliederung für den Nachlass in Anlehnung an die sachthematischen Begriffe Neuhäuslers entwickelt, die Konzilsunterlagen wurden dabei als eigener Gliederungspunkt dem Nachlass zugeordnet. Die sodann noch ausstehenden Restarbeiten gerieten in der Folge ins Stocken und wurden erst 2023 durch die ArchivInForm GmbH in Postdam ausgeführt. Hierbei wurden die Titel inhaltlich geschärft, die Enthält- und Darin-Vermerke überarbeitet und ergänzt, die Laufzeiten überprüft sowie der Gesamtbestand redaktionell vereinheitlicht.
4. Anmerkung zum Erhaltungszustand Im Zuge der abschließenden Erschließung 2023 wurde der Gesamtbestand in neue säurefreie Archivkartons und, wo nötig, in neue Jurismappen verpackt, sowie etikettiert und barcodiert.
5. Nutzbarkeit und Zugangsbeschränkungen Die Nutzbarkeit richtet sich nach den jeweils gültigen archivrechtlichen Bestimmungen (Kirchliche Archivordnung KAO). Grundsätzlich sind alle Verzeichnungseinheiten sicht- und recherchierbar, wenn ggf. auch nicht alles bestellbar ist. Sind die Voraussetzungen gegeben, ist hierfür eine Schutzfristverkürzung gem. KAO möglich. |