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DA030 Unbeschuhte Karmliten (Deutsche Provinz)
DA030/1 Sammlung Lindmayr - 17. Jh. - 20. Jh.
Vollansicht Bestand
Signatur:
DA030/1
Name:
Sammlung Lindmayr
Laufzeit:
17. Jh. - 20. Jh.
Gattung:
Bestand
Beschreibung:
Maria Anna Lindmayr wurde am 24. September 1657 als Tochter eines herzoglichen Kammerdieners in München geboren. Schon in ihrer Kindheit zeigte sie eine mystisch-visionäre Begabung. Jedoch scheiterten mehrere Versuche in ein Kloster einzutreten an mangelnder Mitgift oder Erkrankungen. 1691 wurde Maria Anna Lindmayr Terziarin des Karmelitenordens und lebte nach dessen strenger Regel in der Welt.
Aufgrund ihrer Visionen wurde sie von Bürgern und Adeligen um Rat gebeten. In einer ihrer Visionen sah sie den Spanischen Erbfolgekrieg als drohendes Strafgericht Gottes, aber auch, dass München verschont bliebe, wenn eine der Dreifaltigkeit geweihte Kirche gebaut würde. Am 17. Juli 1704 leisteten die drei Münchener Stände ein entsprechendes Gelübde. Nach anfänglichen Problemen gelang der Bau der Dreifaltigkeitskirche; mit der Kirche verbunden war ein Karmelitinnenkloster, in dem Maria Anna Lindmayr 1713 als Schwester Maria Anna Josepha a Jesu ihre ewige Profess ablegen konnte. In den folgenden Jahren wirkte sie dort als Krankenschwester, als Priorin und als Novizenmeisterin.
Maria Anna verstarb am 6. Dezember 1726 im Alter von 69 Jahren. An ihrem Leichnam glaubte man die Wundmale Christi und den Abdruck der Dornenkrone zu erkennen. Zwei Kommissionen untersuchten den Leichnam. Ärzte stellten ein ungewöhnlich geweitetes Herz fest, frisches Blut soll noch 11 Tage nach ihrem Tod aus ihren Adern geflossen sein.
Das Andenken an die Verstorbene blieb in der Bevölkerung lebendig. Gebetserhörungen auf ihre Fürsprache hin werden schon bald berichtet. Ein erster kirchlicher Informativprozess, um eine Seligsprechung vorzubereiten, wurde von Fürstbischof Johann Franz Ecker eingeleitet, kam jedoch mit dessen Tod 1727 zum Erliegen.
Maria Anna Lindmayr war nach ihrem Tod in der Klostergruft bestattet worden. Nachdem das Kloster 1802 in der Säkularisation aufgehoben worden war, wurden die sterblichen Überreste der Schwestern, darunter die von Maria Anna Lindmayr, in ein Massengrab auf dem Alten Südlichen Friedhof verbracht.
Geschichte:
1. Bestandsgeschichte
Die Sammlung ist im Archiv der Bayerischen bzw. Deutschen Provinz der Unbeschuhten Karmeliten (in Regensburg bzw. München) erwachsen und umfasst umfangreiches, verschiedenen ursprünglichen Provenienzen entstammendes Material von und über die im Ruf der Heiligkeit verstorbene Münchner Seherin und (ab 1712) Karmelitin Maria Anna Lindmayr (1657-1726; Ordensname: Sr. Maria Anna Josepha a Jesu Lindmayr OCD).
Der Grundbestand stammt aus dem von Lindmayr mitinitiierten, 1714 bezogenen Münchner Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen. Er besteht zu einem großen Teil aus Autographen Lindmayrs, insbesondere von autobiographischen Aufzeichnungen, „Täglichen Aufzeichnungen“ (über ihre Visionen) und Briefen; letztere wurden offenbar nach Lindmayrs Tod von den Korrespondenzpartnern zurückerbeten und ergänzen die an Lindmayr gesandten Schreiben. Von den autobiographischen Aufzeichnungen und „Täglichen Aufzeichnungen“ existieren darüber hinaus Abschriften, die z.T. noch zu Lebzeiten Lindmayrs und in Kontakt mit ihr im Kloster mit großer Sorgfalt angefertigt und mit Registern erschlossen wurden. Die Abschreiberinnen sind größtenteils namhaft zu machen.
Eine weitere Gruppe von Unterlagen sind Dokumente, die kurz nach Lindmayrs Tod entstanden und Beobachtungen am Leichnam, Gebetserhörungen und den Umgang mit Reliquien betreffen.
Dazu kommen spätere Abschriften von Lindmayr-Texten und Dokumente zu Forschungen am Bestand, insbesondere durch P. Franz Joseph Nock OSB für seine erstmals 1882 und in überarbeiteter Neuauflage 1887 erschienen Lindmayr-Biographie.
Die Sammlung umfasst ferner einige Irrläufer ohne Bezug zu Lindmayr (Aufzeichnungen zu anderen mystisch begabten Personen; Korrespondenzen aus dem Münchner Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen), die im Provinzarchiv im räumlichen Verbund mit der Sammlung Lindmayr aufbewahrt und bei deren Deponierung mit ans AEM übergeben wurden. Sie wurden beim Bestand belassen und unter einem eigenen Klassifikationspunkt („Unterlagen ohne inhaltlichen Bezug zu M.A. Lindmayr“) verzeichnet.
Die Sammlung wurde ergänzt durch mehrere Einzeldokumente, die der Lindmayr-Forscher Klaus Pfeffer (1941-2019) kurz vor seinem Tod dem AEM schenkte.
2. Übernahme
Die Sammlung wurde 2008 durch das Provinzialat des Teresianischen Karmel (Unbeschuhte Karmeliten) als Depositum an das AEM übergeben. Umfang und Ordnung der übergebenen Sammlung ist durch die zuvor erfolgte Gesamtdigitalisierung dokumentiert.
Die Nachlieferung eines Bandes mit Abschriften von „Täglichen Aufzeichnungen“ (Altsignatur: D1; neue Signatur: 16) erfolgte 2012.
Erschließungsinformationen:
1. Allgemeine Informationen:
Zitierweise: Für die Wiederauffindbarkeit des Archivales sind lediglich das Archivkürzel und die vollständige Signatur der Verzeichnungseinheit nötig, z. B.: AEM, [Signatur].
Wird eine sprechende Zitierweise bevorzugt, kann nach dem Archivkürzel der Name des Bestandes eingefügt werden. Im Anschluss daran ist auch hier die vollständige Signatur des Archivales anzugeben, z. B.: AEM, Unbeschuhte Karmeliten, Sammlung Lindmayr, [Signatur].
2. Erschließungsarbeit
Eine alte Ordnung mit alphanumerischen Signaturen ist greifbar durch alte Signaturschilder und durch eine von Klaus Pfeffer erstellte Liste, die jedoch nicht das gesamte Material umfasst. Im Zuge einer Gesamtdigitalisierung der Sammlung im damaligen Umfang und Ordnungszustand, die vor 2008 im Auftrag des Provinzialats der Unbeschuhten Karmeliten erfolgte, wurden die Bestandteile der Sammlung fortlaufend nummeriert („Dok xx“).
Eine Neuordnung und -verzeichnung wurde im AEM 2020 durch Dipl.-Theol. Britta Pernotzky (im Zuge ihres Archiv-Praktikums als Teil ihrer Ausbildung zur wissenschaftlichen Bibliothekarin) und Dr. Roland Götz vorgenommen; Nacharbeiten fanden 2021 statt. Dabei wurde konservativ verfahren, um die Spuren früherer Ordnungen und Nutzung nicht zu verwischen. Als Grundlage für die aktuellen Signaturen dienten die bei der Digitalisierung vergebenen fortlaufenden Nummern; bei Aufteilung einer früheren Einheit in mehrere Verzeichnungseinheiten wurden entsprechend Unternummern gebildet. Alte Aktenumschläge, Notizzettel u.ä., die die Geschichte des Bestandes und die Arbeit mit ihm dokumentieren, wurden aufbewahrt und unter dem Klassifikationspunkt „Bestandsgeschichte“ eingeordnet.
Die abschließende Bearbeitung erfolgte 2023 durch Maria Hildebrandt M.A.; sie umfasste die Überprüfung der Ordnung und Verzeichnung, die Einzelerfassung der Daten aller Briefe, die endgültige Signaturvergabe und die archivgerechte Verpackung. Im Anschluss daran wurde der Bestand in der so hergestellten Ordnung neu digitalisiert.
Im Kontext der Erschließung der „Sammlung Lindmayr“ wurden im AEM durch Dr. Roland Götz auch die bisher als „Kanonisationsakten“ geführten Unterlagen zu Lindmayr neu geordnet und verzeichnet und provenienzgerecht den Beständen "Geistliche Regierung Freising, Realia" (AA001/1) bzw. "Allgemeiner Geistlicher Rat und Generalvikariat (bis 1944), Realia" (BB001/1) zugeordnet. Den „Kanonisationsakten“ erst nachträglich zugefügte Unterlagen wurden in den ursprünglichen Kontext (AEM „Klosterakten“) rücksortiert; im Gegenzug wurde das auf Kanonisationsbemühungen bezügliche Material aus den „Klosterakten“ den „Kanonisationsakten“ zugeordnet. Die enthaltenen Lindmayr-Briefe (R6085 und R6086) wurden 2023 ebenso wie die Briefe in der „Sammlung Lindmayr“ durch Maria Hildebrandt M.A. mit ihren Einzeldaten erfasst, so dass nun der gesamte im AEM verwahrte Briefbestand gleichförmig verzeichnet ist.
Verweis:
AA001/1 Realia - 1314-1933
Verweis:
BB001 Allgemeiner Geistlicher Rat und Generalvikariat (bis 1944) - 1502-1991
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